Niedrige Zinsen: Das Ende des gebührenfreien Girokontos?
Die dauerhaft niedrigen Zinsen sind besonders für Sparer ein Problem. Sparbuch und Tagesgeldkonto werfen immer weniger Gewinn ab, Wechselunwillige verlieren immer mehr Geld. Doch die Folgen der europäischen Zinspolitik könnten bald noch unangenehmer werden, wie eine aktuelle Untersuchung der Unternehmensberatung Investors Marketing zeigt.
Immer mehr Banken führen wieder Gebühren ein, vor allem Kunden von Filialbanken und Sparkassen müssen sich auf höhere Kosten einstellen. Hintergrund: Viele Anlageformen bringen kaum mehr Geld ein. Um kostendeckend arbeiten zu können, werden nun verstärkt Girokontenkunden herangezogen. Viele bisher kostenlose Leistungen sind nun mit Gebühren verbunden, so kostet etwa jede Überweisung Geld. Eine andere Strategie: Mit einem kostenlosen Kontomodell werden bestimmte Bedingungen verknüpft. Nur Kunden, die diese erfüllen, dürfen weiterhin das Gratiskonto benutzen. So wird etwa ein durchschnittliches Guthaben vorausgesetzt oder ein regelmäßiger Geldeingang, etwa durch das Einkommen. Viele Kunden erhalten derzeit Post von ihrer Bank, das Geldhaus muss mindestens zwei Monate im Voraus über Gebührenänderungen informieren. Wer auf den Brief von der Bank nicht reagiert, stimmt den Änderungen automatisch zu. Jedoch könnten Kunden Widerspruch einlegen, dies hat meist eine Kündigung des Kontos zur Folge. Diese könnte eine Chance sein, denn viele Onlinebanken bieten noch immer kostenlose Konten an. Immer öfter sind diese Angebote außerdem mit Boni oder Startguthaben verbunden.
Basiskonto für alle EU-Bürger
Gute Nachrichten kamen Anfang Dezember aus Straßburg, hier stimmte das EU-Parlament für ein neues Gesetz. Können sich die EU-Staaten einigen, könnte das europaweite Jedermann-Konto bald Realität werden. Derzeit besitzen 58 Millionen Europäer kein Girokonto, Zahlen der Weltbank und Umfragen zeigen aber, dass 25 Millionen von ihnen gern ein Konto nutzen würden. Setzt sich die Regelung durch, könnten alle Einwohner der 28 EU-Staaten profitieren. Sie könnten am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen, etwa Überweisungen tätigen oder Zahlungen erhalten. Auch eine EC- oder Maestro-Karte ist im Gespräch. In Deutschland haben Menschen kein Recht auf ein Girokonto, in anderen Staaten besteht dieses Recht hingegen, etwa in Schweden. Banken können unattraktive Kunden, die beispielsweise obdachlos sind oder mitten in der Privatinsolvenz stecken, ablehnen. Geht es nach dem EU-Parlament, soll künftig mindestens eine Bank im EU-Land das sogenannte Basiskonto anbieten müssen. Im Gespräch sind außerdem weitere Maßnahmen, um die Transparenz und so die Vergleichbarkeit verschiedener Angebote weiter zu erhöhen. So soll es Gebühren-Übersichtsblätter in einfacher Sprache und unabhängige Vergleichs-Websites geben. Zudem soll ein Wechsel der Bank noch leichter möglich sein. Stimmen die EU-Staaten zu, könnte das Jedermann-Konto mitsamt der neuen Regelungen aber frühestens 2016 eingeführt werden.